Filmnächte unter freiem Himmel: Euphorie, Starrummel und Popcornduft für ein besonderes Kinoerlebnis im Garten des „hôtel villa raab“
ALSFELD (kiri). Echte Fans tragen Feen-Flügel, hüpfen vor Freude, lassen sich auf kleinste Zettel Autogramme geben, klettern auf Balkone und fragen den Stars Löcher in Bauch. Wer Anderes behauptet, der war wohl am Wochenende nicht beim Open-Air-Kino im Garten des „hôtel villa raab“. Gerade Samstagabend, an dem die Stadt Alsfeld in der Abenddämmerung den in Alsfeld gedrehten Film „Die Wolf-Gäng“ noch mal zeigte, spielen sich diese Szenen zuhauf ab. Aber auch am Tag davor, als der Film „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ lief, herrschte ein entspanntes Ambiente rund um die „bühne rôtbuche“, die den Kinoabend zu einem einzigartigen Erlebnis machte.
Bereits vergangenes Jahr hatte das „hôtel villa raab“ in Zusammenarbeit und in Kooperation mit der Stadt Alsfeld, dem Sommer-Wander-Kino Hessen 2021, der Produktionsfirma „Ratpack“ und der HessenFilm und Medien GmbH ein Open-Air-Kino durchgeführt – dieses Jahr gefördert durch das Programm „Ins Freie!“ des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Schon damals kam der magische Kinder- und Jugendfilm von Regisseur Tim Trageser so gut an, dass klar war, dass man diesen in 2021 noch mal zeigen wollte.
Den zweiten Filmdes Kinowochenendes, den „Alsfelder Wunschfilm“, durften die Vogelsberger selbst entscheiden. Vier Filme standen zur Wahl. Schließlich machte der Kinder- und Jugendfilm von Regisseurin Caroline Link, eine Adaption des Romans von Judith Kerr, das Rennen, in dem es um die Flucht einer jüdischen Familie geht, die in der Nazi-Zeit einen sicheren Ort zum Überleben sucht – und darum, welche Entbehrungen und Erlebnisse dies gerade für Kinder bedeutet, die nicht nur ihr heißgeliebtes Kuscheltier auf der Flucht verlieren, sondern auch ihre Heimat, Freunde, Bindungen und Sicherheit.
Bevor der Film zum Sonnenuntergang startete, moderierte Stadtoberhaupt Stephan Paule den Abend des „Alsfelder Wunschfilms“ an – mit einem Alsfeld-Quiz, bei dem es viele kleine Preise gab, die irgendwie mit Alsfeld zu tun hatten: Leckereien oder Gutscheine für Eintrittskarten beispielsweise für eine Wolf-Gäng-Führung, den Escape Room, die Lasertag-Arena oder das Alsfelder Erlenbad. Die Fragen waren manchmal ganz schön kniffelig und man musste genau zuhören, damit man nicht falsch antwortet. So wurde beispielsweise nach der Höhe des Leonardturmes gefragt, nach dem Namen des Naherholungsgebietet am Stadtrand, dem Motto der 800-Jahr-Feier oder nach der Einrichtung im oberen Geschoss des Alsfelder Märchenhauses. Mit Bravour lösten vor allem Kinder die Fragen und trugen stolz ihre Gewinne nach Hause – allerdings erst, nachdem der Film über die Leinwand flimmerte und Klein und Groß zum Nachdenken anregte.
Am Abend darauf fanden sich nicht nur echte Fantasie-Fans auf dem Areal des „hôtel villa raab“ ein, sondern auch zwei Schauspieler: Johanna Schraml und Waldemar Kobus, sie spielten in dem Kinostreifen „Die Wolf-Gäng“ die Fee Faye und den Brückentroll. Sobald sie sich – ohne Film-Kostüm – zu erkennen gaben, waren sie umringt von kleinen Feen und neugieren Kerlen. Vor der Fotowand und vor zwei Autos aus dem Film, die dem Homberger Stefan Loch beziehungsweise Michael Fliegel aus Mücke gehören, konnten sich große und kleine Fans mit den Schauspielern fotografieren lassen. Viele nutzten da schon die Gelegenheit, mit den Stars ins Gespräch zu kommen – gerade Mädchen umringten Johanna Schraml, die nicht müde wurde, die Fragen der Kinder zu beantworten, die fasziniert an ihren Lippen hingen.
Später ging es für Johanna Schraml und Waldemar Kobus, der auch „Halvar“ im Kinofilm „Wickie auf großer Fahrt“ gespielt hatte, zum Interview mit dem Alsfelder Stadtführer Alexander Reinsch. Gekonnt moderierte er die Fragestunde an die Stars, die sichtlich viel Spaß daran hatten, direkten Kontakt mit Fans zu haben. „Wie lange saßt du immer in der Maske?“, „Wie habt ihr das mit dem Feen-Staub gemacht“, „Wie konntest du fliegen?“, „Warum wurdest du grün?“ und „Was ist euer Lieblingsplatz in Alsfeld?“ – fragten die Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren den Schauspielern Löcher in den Bauch. Die Erwachsenen hielten sich zurück, genossen das Spektakel und schmunzelten über die nicht enden wollende Euphorie der Kinder.
Frisch gestärkt – mit Zuckerwatte, Popcorn oder Grillwurst – konnte die Filmvorführung unter freiem Himmel beim Anbruch der Dunkelheit dann starten. Zunächst folgte ein Vorfilm der Stadt Alsfeld, gut gemacht und auf die Besonderheiten der Heimat eingehend, bevor dann auf der Leinwand flimmernd Vampir Vlad und sein Vater über die Brücke, vorbei am Brückentroll, nach Crailsfelden kamen, um dort um den Blutsplitter und gegen die bösen Mächte mit seinen Freunden aus der neuen Schule zu kämpfen…