Das traditionelle Alsfelder Christkindwiegen findet 2020 wegen Corona nur virtuell statt.
ALSFELD. Den traditionellen „Singe-Wein“ der ev. Kirchengemeinde und eine städtische Geldzuwendung für das Alsfelder Christkindwiegen überreichten Pfarrer Peter Remy und Bürgermeister Stephan Paule dem Gesangverein Liederkranz-Harmonie Alsfeld e. V. Coronabedingt findet das Alsfelder Christkindwiegen 2020 nur durch das Abspielen der Lieder über Lautsprecher aus dem Weinhaus statt. Vom Turm der Walpurgiskirche wird in diesem Jahr nicht musiziert.
Ingrid Kober, Vorsitzende des Liederkranz-Harmonie und Christkindwiegen-Organisator Hans Buchhammer trafen sich, um die Zuwendungen entgegenzunehmen, im coronakonformen kleinen Kreis mit Pfarrer und Bürgermeister vor dem Zugang zum Turm der Walpurgiskirche, der an diesem Heiligabend für Musiker und Gäste geschlossen bleiben wird.
Das Alsfelder Christkindwiegen wurde im Jahr 1674 erstmals urkundlich erwähnt, als der Conrector und Director musices Henrich Leußler mit Sängern und Musikanten auf den Turm der Walpurgiskirche gestiegen war, „auf Weihnachten in der Nacht dem Christkindlein zu ehren.“ Seit dem Jahr 1849 hält der Gesangverein „Liederkranz-Harmonie“ zusammen mit dem Posaunenchor der Kirchengemeinde die Tradition aufrecht. So singen und spielen die Sänger und Bläser am Heiligen Abend das erste Mal um 17:15 Uhr an drei Ecken, im Hinblick auf die Dreifaltigkeit, nach Osten zum vorderen Kirchplatz, nach Süden zum Marktplatz und nach Westen zur Obergasse die Choräle „Vom Himmel hoch,“ „Lobt Gott, Ihr Christen“ und „Ehre sei Gott in der Höhe.“ Um 18:00 Uhr kommen die Sänger und Bläser zum zweiten Male auf den Turm, um die drei Lieder in einer anderen Reihenfolge vorzutragen, und um 19:15 Uhr kommen sie zum dritten Mal zusammen und singen und spielen die Lieder wieder in einer anderen Reihenfolge, damit an jeder Ecke jedes der drei Lieder zu hören ist. Auf der vierten Turmecke im Norden wird traditionell nicht musiziert.
Zwischen den Auftritten versammeln sich Sänger und Bläser in der Turmstube, lauschen dem traditionellen Vortrag zur Stadtgeschichte, singen Weihnachtslieder und stärken sich mit Siedewürstchen und kräftigenden Getränken.
Der „Singe-Wein“, ursprünglich an die Schüler der Alsfelder Lateinschule gezahlt, die den Gottesdienst musikalisch umrahmten, betrug ursprünglich 18 Gulden im Jahr, was heute etwa einem Goldwert von 1 500 Euro entspräche. Er wird noch heute in Münzen bezahlt. Immer wieder in die neuen Währungen umgerechnet, von Gulden in Taler, dann in Goldmark, Rentenmark, Reichsmark, D-Mark und schließlich in Euro, beträgt der Wert der Münzen 35,72 Euro und wird von der Stadt Alsfeld um weitere 375 Euro als Geldzuwendung aufgestockt.
In „normalen“ Jahren ist seit 1901 auch das Aufstellen des Weihnachtsbaumes auf dem untersten Turmumgang am Vormittag von Heiligabend ist ein besonderes Ereignis für sich.
Das wegen Corona im Ablauf veränderte Christkindwiegen wird nur durch Abspielen der Aufnahme aus dem Jahr 1978 von Lautsprechern aus dem Weinhaus in Richtung Marktplatz erfolgen.
15:45 Erstes Abspielen der Lieder des Christkindwiegens.
16:00 Ökumenisches Stadtgeläut
17:30 Zweites Abspielen der Lieder des Christkindwiegens
19:00 Drittes Abspielen der Lieder des Christkindwiegens
„Es wird ausdrücklich auf das Maskentragen und die Wahrung der Abstände auf dem Marktplatz hingewiesen werden,“ betonten Pfarrer Remy und Bürgermeister Paule. „Wer nicht schon in der Innenstadt ist, soll in diesem Jahr bitte nicht wegen des Chrstkindwiegens dorthin kommen, sondern sich dieses Jahr ausnahmsweise der Erinnerungen an die vergangenen Jahre erfreuen,“ waren sich Pfarrer und Bürgermeister einig. Zu den genannten Uhrzeiten können die Choräle auch von zuhause im Live-Stream bei „Erlebnis-Alsfeld“ verfolgt werden.
Die Choräle des Christkindwiegens und andere Weihnachtslisder des Gesangvereins Liederkranz-Harmonie Alsfeld e. V. können auf CD für 10 Euro erworben werden. Bestellungen bitte telefonsch an Frau Ingrid Kober: 06631-3610.