Wichtiger Meilenstein an der Großbaustelle Erlenbad: Richtfest für die neue Dachkonstruktion
ALSFELD (kiri). Der erste große Meilenstein ist geschafft: Die neue Dachkonstruktion des Alsfelder Hallenbades steht. Das wurde Freitagnachmittag mit einem kleinen Richtfest gefeiert. Bis zur letzten Stunde war unsicher, ob man den Zeitenplan einhalten kann – das Wetter mit Regen und Schnee zeichnete Sorgenfalten auf die Stirn der Verantwortlichen, doch glücklicherweise blieb starker Wind aus, so dass der extra angeforderte, spezielle Schwerlastkran wie geplant die 18 Meter langen und mehrere Tonnen schweren Stahlbetonträger durch luftige Höhe über Foyer und Saunalandschaft des Erlenbades schweben lassen und auf die zuvor aufwendig sanierten Stahlträgern absetzen konnte. Damit wurde ein entscheidender Schritt der vier Millionen teuren Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahme der Alsfelder Sport- und Freizeiteinrichtung abgeschlossen.
Im Beisein des Alsfelder Magistrats – als Gesellschafterversammlung und Entscheidungsträger für die Auftragsvergabe – Mitgliedern des Aufsichtsrates der Alsfelder Bäder GmbH, Mitarbeitenden des Erlenbades sowie ausführenden Planungsbüros und Gewerke sprach Markus Nahrgang als Polier der Alsfelder Firma Michel Bau in luftiger Höhe den Richtspruch, beginnend mit „Seid willkommen hier bei diesem Feste. Heut halten wir nach alter Sitte, ein Richtfest in des Hauses Mitte. Mit großer Müh und vielem Fleiß, mit Maschinenkraft und Schweiß, aber auch mit Sachverstand, dieser neue Bau entstand. Die heut’ge Zeit zeigt ihr Gesicht: Ein Dach aus Holz, das seht ihr nicht. Stattdessen war’n Beton und Stahl, für den Statiker die erste Wahl (…).“ Dabei wandte er sich den Gästen im Saunagarten zu, die von dort aus das Geschehen beobachteten, und warf zum Schluss das leere Schnapsglas runter ins noch dachlose Hallenbad, wo es zerbrach und hoffentlich allen Beteiligten und Besuchern des Bades künftig Glück bringt.
Danach ergriff Bäder-Geschäftsführer Ralf Kaufmann das Wort, gab noch mal einen Überblick über die einzelnen Schritte und Herausforderungen der Baumaßnahme, die mit dem Förderantrag über drei Millionen in dem Bundesförderprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ vor drei Jahren begonnen hat. „Das Architekturbüro Schmidt & Strack hatte sich damals sehr über den Zuschlag gefreut, heute weiß ich, dass es sie inzwischen schlaflose Nächte kostet“, schmunzelte Kaufmann, dem es allerdings genauso ging.
Bedingt durch unvorhergesehene Entdeckungen während der Demontage der Hallenbaddecke und der Fassadenplatten, die andauernde Pandemie mit den einhergehenden Baustoffengpässen und Verzögerungen sowie durch Ereignisse wie den Chlorgas-Fehlalarm im Frühjahr und den Wassereinbruch im Dezember in der Saunalandschaft habe es immer wieder neue Herausforderungen gegeben, die flexibles Handeln und Umplanungen notwendig gemacht hatten. Letztendlich sei er froh, nach den aufregenden Monaten nun hier stehen und den beteiligten Handwerksbetrieben für ihr flexibles Handeln danken zu können.
Gleich mehrfach sprach Kaufmann seinen Mitarbeitenden seinen aufrichtigen Dank aus. Von der zierlichen Auszubildenden bis zum langjährigen Mitarbeiter, der kurz vor seiner Rente stünde, hätten alle in den letzten Monaten tatkräftig bei der Demontage der Hallenbaddecke, dem Abriss der Umkleidekabinen sowie der Sanitär- und Toiletten-Anlagen mit angepackt und wären sich für keine Arbeit zu schade gewesen. „Ohne euch hätten wir das nicht so gut geschafft!“, hob er hervor und wies gleichzeitig darauf hin, dadurch auch Kosten für die Abrissarbeiten hätte sparen zu können.
Dem Dank schloss sich Bürgermeister Stephan Paule, der auch als Vorsitzender des Aufsichtsrates sprach, an. Auch er war sich des steinigen Weges und des herausfordernden Charakters der Sanierungsmaßnahme beim Bauen im Bestand bewusst und bedanke sich daher nicht nur bei den Planern und Handwerkern, sondern ebenfalls bei den Mitarbeitern, die sich vor keiner Arbeit gescheut hätten, obwohl diese nicht zu den klassischen Aufgaben der Fachangestellten für Bäderbetriebe gehöre.
„Ich hoffe, dass ab diesem Meilenstein die Aufbauarbeiten jetzt gut zu beobachten sind“, meinte er. Auch, weil die Stadt mindestens eine weitere Million zu den Fördergeldern des Bundes beigelegt hätte und die Stadt ihren Steuerzahlern Rechenschaft schuldig sein, was mit dem Geld passiere. „Ab Herbst werden die Alsfelder und Gäste der Region das Erlenbad in neuer Schönheut vorfinden und sich noch wohler beim Sport oder in der Freizeit fühlen können.“
Architekt Dr. Stefan Strack ergriff ebenfalls kurz das Wort, bedankte sich bei allen Beteiligten und richtet sich vor allem an die beauftragten Firmen, mit denen sein Alsfelder Architekturbüro eng zusammen gearbeitet hat und in der Maßnahme noch weiter wird: „Wir sind sehr froh, dass größtenteils heimische Firmen beauftragt worden sind, da hier die vielen zu klärende Punkte kurzfristig und unkompliziert geklärt wurden konnten, was nicht selbstverständlich bei einer solchen Sanierungsmaßnahme im Bestand ist.“ Strack zog schmunzelnd ein Vergleich, wie sich der zunächst scheinbar leichte Auftrag mit jedem Bauteil was geöffnet wurde, immer schwieriger wurde: „Es war wie eine Operation am offenen Herzen, oder wie mein Sohn sagen würde: Endgegner Level 10!“ Der Architekt dankte an der Stelle besonders seinem Mitarbeiter Lars Ruhl, der als „Sperrspitze vor Ort“ immer gut zwischen den Bauherren und Handwerkern kommuniziert habe, so dass man nun endlich an dem Punkt sei, an dem man nicht mehr zurück baut, sondern es ans wieder Aufbauen geht.
In den nächsten Tagen werden die Betonbinder, die bei dem Subunternehmer ELO aus Eichenzell für die Firma Michel Bau gefertigt wurden, mit der Unterkonstruktion verschweißt. Ein Ringbalken, der direkt auf dem Dach gegossen wird, sichert die Konstruktion zusätzlich, bevor die Dachplatten aus Spannbeton-Hohldielen von Binder zu Binder verlegt werden. Anschließend beginnt die ausführende Dachdeckerfirma Hohmann aus Hünfeld mit dem Verlegen der Dampfsperre und installiert die Dacheinläufe zur Entwässerung des Daches. Darauf folgt eine 20 Zentimeter-Schicht Dämmung, bevor dann die abschließenden Abdichtungsbahnen verlegt werden.
Anschließend wird die Unterkonstruktion der hinterlüfteten Metallfassade erstellt und montiert, deren ebenfalls notwendiger Austausch man erst während der Demontage des Daches festgestellt hat. Bevor die Metallfassadenplatten befestigt werden können, wird auch hier die Fassade entsprechend gedämmt und energetisch ertüchtigt.
Sobald die Dachabdichtungsarbeiten abgeschlossen sind, wird die Firma Sachs mit den Innenputzarbeiten im Hallenbad starten und anschließend den Bindern noch eine spezielle Korrosionsanstrich aufbringen, nach dem die Installation der Elektroleitungen, des Lüftungssystems abgeschlossen sind.
Mit den Arbeiten der Akustikdecke, deren Design sich an den Farben der Werbefarben des Erlenbades orientiert und für positive Stimmung bei den künftigen Hallenbadbesuchern sorgen wird, wird im Anschluss begonnen.
Die Umkleidekabinen und Sanitäranlagen mit Duschen und Toiletten werden voraussichtlich bis Ende des Sommers fertig gestellt sein, so dass nach der Freibadsaison das Hallenbad im September 2022 dann mit einem großen Eröffnungswochenende wieder in Betrieb genommen werden kann.
Über die Sommermonate wird der Eingangsbereich des Erlenbades saniert. Nach der Freibadsaison wird mit der Sanierung der Beckenköpfe im Freibad begonnen. Außerdem erhalt das Technikgebäude neben dem Schwimmerbecken ein neues Dach.
Nach einem kurzen Imbiss im Saunahof erläuterten Geschäftsführer Ralf Kaufmann, Architekt Dr. Stefan Strack und Architekt Lars Ruhl den Gästen des Richtfestes bei einem Rundgang in kleinen Gruppen die Baumaßnahmen, zeigten die Bausachstand und verdeutlichten ihnen bildhaft vor Ort, wo die Herausforderungen des alten Gebäudes liegen.